Integrationsmanagement

Allgemein

Auch wenn die Integrationsarbeit von außen betrachtet ein relativ übersichtlicher und anspruchsloser Prozess ist, ist die Realität etwas ganz Anderes. Weder haben wir eine Homogenität in der Gesellschaft, noch genug Druckmittel für den Entwicklungsgang. Die Sachlage erschwerend kommt noch hinzu, dass die in Deutschland lebenden Menschen eine Vielfalt von Kulturen mitbringen, die in ihren „Aneignungphasen“ abgeschlossen sind. Ebendiese Menschen sind meistens mit einem „abgeschlossenen“ Kulturprozess präsent und sollen nun integriert werden. Folglich muss jedes Individuum als Unikat behandelt und mit den Eigenarten in ein Großes und Ganzes eingefügt (reinmotiviert) werden. Um diese Individuen zu verstehen und die richtigen Motivationselemente zu betätigen, müssen diese erst Verstanden werden. Deren Tun und Unterlassen darf dabei nicht nach europäischen Erfahrungssätzen gewertet, sondern nach der jeweiligen Kulturzugehörigkeit verstanden werden. Beim Integrieren muss die Balance zwischen produktivem Fördern und belastendem Überfordern gut eingehalten werden. Unterfordert man sie, wird ihnen schnell langweilig und sie verfallen wieder in ihre alten Gewohnheiten. Überfordert man sie, kann es zum Verständnisbruch und/ oder zum anschießenden Motivationsverlust kommen. Viel wichtiger ist die Bewahrung von „Tabus“. Es gibt manche Themen, die anders als in Deutschland ein großes Tabu verletzen. Um diese Tabus dennoch zu brechen, braucht es Zeit und Geduld. Eine genaue Analyse und Deutung der Handlungen von seinem Gegenüber bedürfen hohe analytische Kompetenzen.  Jeder Mensch muss als Unikat behandelt und mit den Eigenarten in ein Großes und Ganzes eingefügt (reinmotiviert) werden.

Werte

Zu den zu vermittelnden Werten gehören vor allem auch arbeitsweltspezifische Prinzipien. Hier gibt es jedoch ein erhebliches Gefälle in der Arbeits- und Lernkultur zwischen der Herkunftskultur und der Zielkultur. Dies führt während des Dialogs zu Problemen beim Verständnis und auf dem Arbeitsmarkt zu Vermittlungsschwierigkeiten. Selbst bei den Schulkindern sind diese u.a. in Form von unterschiedlicher Vorbildung schon prägnant. So kommen bspw. Schülerinnen und Schüler unpünktlich zum Unterricht und nehmen trotz mehrfacher ernster Mahnung diese nicht ernst.

Einer der Grundsäulen bei der Integration ist die Vermittlungsqualität. Hierbei wird von der Person erwartet, dass sie möglichst viel in adäquater Weise dem Gegenüber vermitteln kann, wobei wieder auf die Differenzierung geachtet werden muss.

Sprache

Während eines Gespräches ist die Pidginsprache eine dem Verständnis des Einzelnen abgeflachte Verwendung der Sprache bzgl. der Grammatik. Pidginsprache ist eine „aus Elementen der Ausgangs- und der Zielsprache bestehende Mischsprache, deren Kennzeichen vor allem eine stark reduzierte Morphologie der Zielsprache ist.“ (1)

Die Pidginsprache hat sich in den letzten Jahren insbesondere an Schulen in sozialen Brennpunkten sowie in den Integrationskursen sehr ergiebig erwiesen. Man muss sich dieser „neuen“ Sprache bewusst sein und bei Bedarf auch anwenden können.

Reflexion der bisherigen Integration:

  • Integrationskurse waren ausgelegt für die sprachliche Integration von bereits hier integrierten bzw. bereits am Arbeitsmarkt partizipierten Migranten.
  • In der heutigen Situation aber haben wir noch stärker kulturfremde Menschen, die unmittelbar in den Arbeitsmarkt integriert werden müssen.
  • Sprachliche Mängel erschweren den Eintritt in den Arbeitsmarkt.
  • Aufgrund mangelnder Integration und Dialog ist die Arbeitswelt entweder gar nicht oder erst sehr verspätet erreichbar.
  • “Wir sollten nicht zu hohe Erwartungen haben”, sagte das neue BA-Vorstandsmitglied Detlef Scheele der Süddeutschen Zeitung. “Wenn es gut läuft, werden im ersten Jahr nach der Einreise vielleicht zehn Prozent eine Arbeit haben, nach fünf Jahren ist es die Hälfte, nach 15 Jahren 70 Prozent.” (2) 
  • Die Bundesagentur für Arbeit kalkuliert nach Scheeles Angaben 2016 mit 350.000 Flüchtlingen, die auf die staatliche Grundsicherung, also Hartz IV, angewiesen sein werden.

Unser Teil der Integrationsarbeit

Die Integrationsarbeit war wohl in ihrer Geschichte noch nie mit solch einer Belastung und politischer Verantwortung herausgefordert, wie heute. Wir müssen die deutsche Sprache und Kultur didaktisch aufgearbeitet und methodisch durchdacht vermitteln, was voraussetzt, dass man all diese Disziplinen und beide Kulturen sehr gut beherrscht.

Die Lehrergewerkschaft GEW hält das für zu viel: Schüler unterschiedlicher Herkunft, Religion, Vorbildung, Traumatisierung – und noch dazu ohne Deutschkenntnisse, das müsse jeden Pädagogen überfordern. “Das ist eine hochkomplexe Aufgabe, da gibt es keine einfachen Lösungen.“ (3)

Wie bereits oben erwähnt, sind solche Konstrukte in sozialen Brennpunkten Gang und Gebe. Diese waren und sind in den letzten zehn Jahren unseres Berufslebens die wesentlichen Bestandteile unseres Aufgabenbereichs und unseres Arbeitsumfelds gewesen. So hatten wir oftmals mit Menschen zu tun, deren Muttersprache nicht Deutsch war. Dabei half unser eigener Migrationshintergrund schnell eine Vertrauensbasis mit den Personen aufzubauen, was andernfalls ein langwieriger und schwieriger Prozess ist.

Insbesondere hier liegt einer unserer wichtigsten Qualifikationsmerkmale, nämlich der Umstand, dass wir viele verschiedene Sprachen (auch als Muttersprache) sprechen können, vor allem aber Grundlagen der arabischen Sprachen uns bekannt sind. Diese sind wiederum in der aktuellen Flüchtlingsproblematik von essentieller Bedeutung: Die türkische Sprache beispielsweise erfährt u.a. noch deshalb einen Mehrwert, weil viele Flüchtlinge auf ihrer Flucht sich längere Zeit in der Türkei aufgehalten haben und deshalb ebenfalls türkisch sprechen.

Nichts desto trotz gibt es dennoch ernüchternde Bilanzen für die Zukunft, die einen optimierten Dialog und Integration unabdingbar machen: Denn die Bundesagentur für Arbeit geht derweil davon aus, dass die Eingliederung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund in den deutschen Arbeitsmarkt ein langwieriger Prozess sein wird, den wir als AtlasHan gemeinnützige GmbH mit all unserem Wissen und Kompetenzen bestmöglich unterstützen und begleiten wollen.